Therese Meyer und Kurt Karpf St. Peter und darüber hinaus Vlg. Unterorter, St. Peter Nr. 11, HS Karmeliter in Lienz Wie vlg. Zechner gehört auch die Unterorterhube zu den ältesten, schriftlich überlieferten Bauernstellen in St. Peter aus dem Jahr 1299. sie war eine jener neun Huben aus der Grundherrschaft der Grafen von Görz und blickt mit einem schriftlich belegten Bestand von über 700 Jahren weit in die Vergangenheit zurück. Die Randlage der Hube in St. Peter (am unteren Ort = Ende) verlieh dem Anwesen seinen Vulgarnamen „Unterorter“. Zwischen 1394 und 1454 wurde sie mit der Zechnerhube vom Grafen Heinrich von Görz dem Kloster der Karmeliter in Lienz geschenkt. Ihr Umfang wurde mit 1 ½ Huben bemessen und stellte damit eine größere bäuerliche Liegenschaft dar. Ein Peter Ortner eröffnet 1531 die Reihe der schriftlich belegten Besitzer. Einer seiner Nachkommen, Bartlmä Ortner, besaß die Hube 1578. Eine Aufzeichnung aus dem Jahr 1620 bezeugt einen Georg Ortner oder Egarter zu St. Peter. Es war damals wie heute noch üblich, die Hubenbesitzer einmal mit dem Familien- dann aber wieder mit dem Hofnamen zu benennen. Auf Georg Egarter vlg. Ortner folgte ein Leonhard und nach ihm ein Hieronymus Ortner, hier wieder mit dem Hofnamen bezeichnet. 1656 führte der Besitzer den Namen Georg, auf den ein Jakob Egarter folgte. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Egarter wohl schon seit ca. 1531 auf der Hube saßen und gelegentlich unter ihrem Familiennamen, dann aber wieder unter den Vulgarbezeichnung in Erscheinung traten. Ein Konflikt innerhalb der Familie wirft ein interessantes Licht auf die Stellung der Frau und ihrer Rechte. Am 12. November 1690 erschienen der Altbauer Jakob Egarter mit seinem Sohn und seiner Frau Katharina zur Schlichtung eines Streites vor dem Amtmann der Karmeliter in Sachsenburg. Die Vorgeschichte dazu ist nicht überliefert. Es dürfte aber zwischen Katharina und ihrem Sohn oder Stiefsohn zu Auseinandersetzungen gekommen sein, bei denen sich der alte Egarter auf die Seite seines Sohnes stellte. Schließlich zog Katharina die Konsequenzen und forderte die Herausgabe ihres Heiratsgutes von 110 Gulden zuzüglich der Widerlage ihres Mannes von 25 Gulden und weiterer 3 Gulden Morgengabe. Sie erhielt den Betrag von 138 Gulden zurückerstattet und stellte darüber eine Quittung aus. Auch der Heiratsbrief wurde ihr ausgehändigt. Diese bemerkenswerte Rechtshandlung belegt die freie Verfügungsgewalt der Ehefrau über ihre Mitgift, Widerlage und Morgengabe. die Rückforderung war jedoch äußerst ungewöhnlich und stellt einen Einzelfall dar. Ob Katharina danach weiter auf der Hube bleiben konnte, verrät die Quelle nicht. Der 1693 genannte Besitzer Georg Egarter war ein Sohn des 1690 in den Streitfall mit seiner Frau Katharina verwickelten Jakob Egarter. Er heirate Ursula Hofer, Tochter des Jakob Hofer in St. Peter. Auf ihn folgte deren Sohn, nun wieder auf den Namen seiner Großväter Jakob getauft. 1725 nahm er Maria Zmölnig von der Zmölnighube in Oberamlach zur Frau. Auf diese Weise entstand zwischen den Egartern auf dem Unterortergut, den Hofern in St. Peter und der Familie Zmölnig in Oberamlach eine enge Verwandtschaft. Er starb vor 1755 und hinterließ seine Witwe Maria geb. Zmölnig mit sieben Kindern. die Egarter waren ebenfalls tief im evangelischen Glauben verwurzelt. Ihre Weigerung zum Katholizismus zurückkehren, hatte für vier Angehörige die Aussiedlung nach Siebenburgen zur Folge. Am 10. September 1755 verließen die verwitwete Bäuerin Maria Egarter (ca. 50), ihr Sohn Jakob, und ihre Töchter Christina und Anna St. Peter. Maria starb bald darauf, sehr wahrscheinlich noch vor Abgang des Transportes oder kurz danach. Drei weitere, noch minderjährige Kinder namens Hans, Kaspar und Maria blieben in der Obhut ihres 20-jährigen Bruders Josef zurück, der die Hube übernahm. Er muss wohl das katholische Glaubensbekenntnis abgelegt haben, andernfalls hätte er mit seinen Geschwistern nicht auf der Unterorterhube bleiben können. Dieser Ausweg wurde eingeschlagen, um die jüngeren Geschwister vor der Aussiedlung zu bewahren. Die Egarter in St. Peter überdauerten die Zeit religiöser Intoleranz als Geheimprotestanten, denn als sich die evangelische Pfarre in Zlan konstituierte, gehörte 1782 ein Thomas Egarter zu ihren Mitgliedern. Die transmigrierten Geschwister Jakob, Christina und Anna Egarter schlossen sich 1756 den Hutterern an. Jakob starb 1760, Anna wurde 1759 anlässlich eines Besuches im Gefängnis von Hermannstadt festgehalten und verblieb dort zwölf Jahre. Ihr gutes Aussehen wurde amtlicherseits hervorgehoben. Als sie später Ausgang erhielt, lernte sie einen Mann kennen, heiratete und kehrte zum lutherischen Glauben zurück, verstarb aber bald danach. Christina heiratete 1764 auf Wunsch der Ältesten – freie Partnerwahl wurde zu dieser Zeit nicht gestattet – im Alter von 24 Jahren Mathias Kleinsasser. Auf Josef Egarter, der die Unterorterhube in St. Peter 1755 übernommen hatte, folgte dessen 1768 und 1770 genannter Sohn Jakob. 1786 führte der Besitzer den Namen Thomas und 1827 Johann Egarter. Die Familie Egarter, die wir zuerst unter dem hof- und später unter ihrem Familiennamen vorgefunden hatten, setzte sich als biologischer Erfolg in ungebrochener männlicher Erbfolge bis 1960 fort. Der gegenwärtige Besitzer Karl Egger, dessen Mutter noch eine geborene Egarter ist, geht also mütterlicherseits auf jenen 1531 genannten Peter vlg. Ortner zurück. Die Familie Egger betreibt auf der Unterortnerhube eine beliebte Buschenschenke. |